Angeln auf Rotaugen
Wo ihr Rotaugen findet und wie ihr sie fangt
Das Rotauge, einst als Anfängerfischart tituliert und sehr populär unter den Stippanglern, ist mittlerweile in der Beliebtheitsskala in die hinteren Ränge verwiesen, aber kapitale Rotaugen bieten eine ausgezeichnete Fischwaid und sind nicht einfach zu überlisten und mal eben aus dem Wasser zu ziehen. Kapitale Rotaugen zu fangen, ist die hohe Schule des Angelns.
Das Rotauge hält sich gerne in den Uferbereichen von Fließgewässern und stehenden Gewässern auf. In großen Seen und Talsperren sind sie aber auch im Freiwasser anzutreffen. Es ernährt sich vorwiegend von Kleintieren wie Krebsen, Muscheln, Insektenlarven und Schnecken, zum Teil aber auch pflanzlicher Nahrung.
Körperform und Färbung sind im starken Maße der Umgebung des Heimgewässers angepasst. So kann der Körper entsprechend mehr oder weniger hochrückig sein. Die Brustflossen haben 16, die Rückenflosse 12 – 14, die Afterflosse ebenfalls 12 – 14 Strahlen. An der Seitenlinie lassen sich zwischen 39 und 48 Schuppen zählen.
Die Augen des Rotauges sind zutreffend rot gefärbt. Der Rücken zeigt sich dunkelgrün bis blaugrün gefärbt. Die Flanken sind silbergrün mit leicht gelblichen Schimmer. Brust-, Bauch- und Afterflosse sind rötlich gefärbt. Das Maul ist end- bis unterständig, Die durchschnittliche Größe des Fisches liegt zwischen 25 bis 30 Zentimetern, die Endgröße bei 50 Zentimetern.
Das Rotauge laicht in den Monaten April bis Mai, in Abhängigkeit von der Wassertemperatur, die mindestens 10 Grad Celsius betragen muss. Dazu ziehen die Rotaugen in flache, pflanzenreiche Uferregionen, wo das Weibchen die klebrigen Eier (50.000 – 100.000/Weibchen) an den Pflanzen ablegt.
Ein stehendes Gewässer weist im Sommer drei Schichten auf: die obere Schicht, die Sprungschicht und die Tiefenschicht. Die obere Schicht ist die wärmste Schicht. Dann, in der Sprungschicht, fällt die Wassertemperatur pro Meter mit mehr als 1 Grad Celsius ab, und in der Tiefenschicht ist das Wasser konstant 4 Grad, da das Wasser bei 4 Grad Celsius seine größte Dichte hat und somit am schwersten ist.
Aber im Winter, bei Temperaturen von 4 Grad Celsius und darunter, sind nur noch zwei Schichten vorhanden, nämlich die obere Schicht und die Tiefenschicht. Dann ist die obere Schicht die kältere Schicht. Die Wassertemperatur liegt in der Regel unter 4 Grad. Ab einer Tiefe von etwa 6 bis 8 Metern, dort wo keine Umwälzung mehr stattfinden wird, ist das Wasser mit 4 Grad Celsius konstanter Wassertemperatur gleichmäßig warm. In der Tiefenschicht ist es jetzt also am wärmsten. Deshalb ist es zu erklären, warum die Rotaugen in diesen Wasserschichten im Winter gut zu fangen sind. Jetzt ist der Übergang zur Tiefenschicht entscheidend.
Die Aussage, „du musst die Sprungschicht finden“, hat wiederum im Sommer Bedeutung, nämlich dann, wenn die Sprungschicht tatsächlich existiert. Da spielt dann auch noch der Faktor Sauerstoff mit hinein, was im Winter aufgrund der niedrigen Temperaturen weniger wichtig ist, denn dann ist ausreichend Sauerstoffbindung durch die Umwälzung vorhanden.
In Gewässern mit einer gradlinigen Bodenstruktur und nicht allzu tiefen Wasserverhältnissen kann das Aufspüren von Rotaugen erheblich schwieriger werden. Da gilt es, das Gewässer genau zu studieren und auszuloten. Kleine Abweichungen bringen da schon Hinweise auf Standplätze. Sind Wasserpflanzen vorhanden, sollte dort auf jeden Fall ein Versuch gestartet werden.
Nicht zu vergessen sind Schifffahrtskanäle mit wechselnden Strömungsrichtungen durch die Schleusungen. Der Kanal beherbergt starke Rotaugen. Sie zu finden, bedeutet einen erheblichen Aufwand für den Angler. Markante Plätze sind zum Beispiel Hafenausbuchtungen oder auch während der Ruhepausen der Schleusenanlagen die oftmals weiten, hafenähnlichen Ausweitungen vor und hinter den Schleusen. Wer auf offener Strecke angelt, sollte durch Ausloten versuchen, Aufschluss über die Bodenstruktur zu erhalten. Vertiefungen, auch wenn sie manchmal nicht allzu unterschiedlich sind, sind nicht selten der Schlüssel zum Erfolg!
Meistens gelingt es, Rotaugen ausfindig zu machen. Doch wer große fangen will, der ist gut beraten, stets etwas mehr Zeit in seine Beobachtungen und in seine Vorbereitungen für den Angeltag zu stecken!
Feines Gerät! – Die richtige Ausrüstung zum Rotaugenfangen
Wenn du Rotaugen fangen willst, musst du feines Geschirr nehmen, sonst wird das nichts!" Diese schon beinahe mahnenden Worte haben wir als junge Angler immer wieder von den alten "Hasen" zu hören bekommen. In der Tat, da ist nach wie vor was dran, das haben wir mehr als einmal feststellen können.
Sehr beliebt ist das Angeln mit dem Stick. Der Stick ist eine sehr feine und sensible Pose, die dünne Schnüre erfordert. Die passende Matchrute dazu sollte eine 12 oder 13 Fuß lange Rute mit Spitzenaktion sein. Die Spitzenaktion verleiht der Rute eine gewisse Schnelligkeit für den Anschlag und absorbiert die Kraft des Anschlags, was sich positiv für den Einsatz feiner Schnüre auswirkt!
Liegt der Standplatz der Rotaugen weiter draußen oder ist es zu tief für den Einsatz einer Posenrute, zeigt sich die Wasseroberfläche sehr bewegt und hat hohe Wellen, greifen wir auf das Grundangeln zurück.
Anders als bei Posenruten werden mit einer Grundrute auch größere Distanzen überwunden und es ist durchführbar, in größeren Tiefen zu angeln. Die idealen Rutenlängen liegen zwischen 9 und 11 Fuß (2,74 und 3,35 Meter). Diese Ruten habe eine durchgehende Aktion mit einer Testkurve von etwa einem Pfund. Der erste Rutenring, der Leitring, hat einen größeren Durchmesser, der für einen freien Schnurdurchlauf beim Werfen sorgt. Der Spitzenring hat ein Innengewinde, in das sich eine Schwingspitze oder ein Quivertip einschrauben lassen.
Gleichfalls, wie es auch für andere Flussfische der Fall ist, eignen sich feine Feederruten vorzüglich für das feine Rotaugenangeln in Fließgewässern. Die Betonung liegt hier auf fein. Die Aktion von Rute und Quiver sollte nicht hart ausfallen. Für das Rotaugenfischen in kleinen bis mittelgroßen Flüssen reichen Ruten mit einer Testkurve von 1 bis 1 1/4 Pfund im Großen und Ganzen aus. Für das Fischen in großen Strömen muss das Gerät entsprechend kräftiger ausgelegt werden.
Da das Rotauge in allen Gewässertypen vorkommt, wird man als Rotaugenangler kaum mit ein oder zwei Rutentypen auskommen. Wer das Rotaugenangeln auf Dauer betreiben will, kommt unweigerlich zur Erkenntnis, dass eine umfassende Rutenauswahl notwendig wird.
Ist das Wetter etwas rauer und die Wasseroberfläche merklich bewegter durch höheren Wellengang, greifen wir zu einem Pacemaker. Der Pacemaker sieht dem Stick zwar ähnlich, unterscheidet sich aber durch die Bauart. Die Spitze des Pacemakers ist dicker, der Körper ist wesentlich größer, während der Stiel recht klein bleibt. Auffällig ist aber das Spitzenteil, welches sehr hoch ist und flach ansteigend in den Schwimmkörper verläuft. Diese Art der Spitzenausbildung hat den Vorteil, bei welliger Wasseroberfläche sehr gut sichtbar zu sein, da sie die Wellen durchschneidet und nicht überspült wird!
Wird das Wasser lebendiger, die Strömung quirliger und turbulent, setzen wir gerne den Avon ein. Der Avon eignet sich hervorragend für das Abtreibenlassen einer Pose in diesen besagten Flussabschnitten. Der Avon hat einen kompakten Körper mit dünner, kurzer Spitze und einen längeren Stiel. Die überragende Sichtbarkeit der Spitze des Avons arbeitet besonders funktionell.
Für das Posenfischen im stehenden Gewässer empfehlen wir den Waggler. Der Waggler bietet durch seine Typenvielfalt dem Angler die Möglichkeit, Rotaugen unter den unterschiedlichsten Bedingungen und Anforderungen erfolgreich zu fangen.
Die größten Erfolge beim Rotaugenangeln haben wir Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre mit der Schwingspitze gefeiert. Wir waren wie im Rausch, das Schwingspitzenangeln wurde geradezu perfektioniert. Heute ist es ruhig geworden um diesen legendären Bissanzeiger. Wir können an dieser Stelle nur eindringlich darauf hinweisen, dass die Schwingspitze (Swingtip) nach wie vor bei uns nichts an Attraktivität verloren hat und zu den beliebtesten Bissanzeigern gehört, und jedem Angler empfehlen, diesen idealen, sensiblen Bissanzeiger einzusetzen.
Ganz anders der Quivertip. Der Quivertip hat mit Einzug der so genannten Feederruten die Oberhand erhalten. Multi-Tip-Ruten haben für einen regelrechten Boom des Quivertips gesorgt. Aber diesen Multi-Tip-Ruten fehlt es für das Rotaugenangeln an Sensibilität und Feinheit! Sie sind einfach oftmals zu stark ausgerichtet.Wir empfehlen den Einsatz von einschraubbaren Quivertips in leichten Grundruten oder sensible Grundruten mit eingespleißtem Quivertip.
Futterkörbe (Swimfeeder)
Genau wie für viele andere Fischarten ist der Einsatz von Futterkörben (Swimfeedern) eine exzellente Ergänzung für das Grundangeln auf Rotaugen. Teilweise hat es den Anschein, dass der Einsatz von Feedern das herkömmliche Anfüttern verdrängt hat. Für das Rotaugenangeln hat sich aber nicht selten die Kombination aus beiden Möglichkeiten als die bessere Variante herausgestellt!
Brot, in Form von Flocke, Kruste oder Teig, war bei uns gerade in den Zeiten, als es Maden noch nicht in dem Maße literweise günstig zu kaufen gab, der Köder Nummer eins. Kein Angeltag ohne Brot am Wasser. Gerade in Kombination mit der Schwingspitze in Talsperren, wenn in Tiefen von 6 Metern und mehr gefischt wurde, war die Kruste am 12er Goldhaken unschlagbar. Doch auch ein Stück Flocke, pilzförmig auf den Haken gedrückt, wirkt äußerst zuverlässig als Köder am Haken.
Weitere wirkungsvolle Köder sind Partikelköder wie Weizen oder Hanf. Eine Zeit lang brauchte man ohne Hanf bei uns in der Gegend am Kanal gar nicht erst auspacken. Durch ständiges Füttern in Mengen waren die Rotaugen regelrecht voreingenommen gegenüber Hanf. Hanf musste so lange gekocht werden, bis er weiß zeigte, dann war er einsetzbar.
Besonders beliebt – aber heute ganz vergessen – war das Stippen mit Kartoffelstückchen. Dazu wurde die gekochte Kartoffel in etwa 0,5 Zentimeter dicke Scheiben geschnitten. Aus so einer Scheibe konnten dann mit einem so genannten Kartoffelausstecher kleine Kartoffelstücke ausgestochen werden. So ein Stückchen wurde anschließend so weit vorsichtig auf den Haken geschoben, bis die Hakenspitze leicht herausschaute. Ein derartiger Hakenköder musste natürlich vorsichtig, durch Schlenzen der Rute, zu Wasser gebracht werden. Aber das wurde belohnt, es folgte nicht selten Biss auf Biss! Einfach mal ausprobieren!
Passendes Anfutter zu so einem Köder ist eine Futtermischung aus Paniermehl, Kleie, Speisestärke und zerdrückten, gekochten Kartoffeln.
Eine saubere Sache dagegen ist das Anfüttern mit Maden pur, sei es mit einem Baitdropper, Madenschleuder oder im Swimfeeder. Maden in Massen ausgebracht verfehlen ihre Wirkung nicht.
Ähnlich sieht es mit Hanf, Mais und Weizen aus. Diese Partikelköder lassen sich leicht beschaffen, sind gut zu verarbeiten und haben den Vorteil, dass Hakenköder und Anfutter gleich sind und sie sich auch prima untereinander kombinieren lassen!
Fischen wir mit Brot, nehmen wir vorzugsweise eine Anfuttermischung aus Paniermehl, Haferflocken und etwas Hanf- und/oder Maismehl. Das Ganze lässt sich durch Zugabe von Aromen noch anreichern. Aber Vorsicht beim Einsatz von Aromen: Oft ist weniger mehr! Wichtig ist, ein gutes Anfutter zu mischen und kein Scheuchmittel für Fische!
Das Angeln auf Rotaugen kann auf unterschiedliche Art und Weise zum Erfolg führen, solange man sich an die Grundregel des feinen Geschirrs hält. Gerade das macht das Angeln auf Rotaugen so spannend. Wir wünschen viel Erfolg.
gekürzter Auszug aus Specimen Hunting Group Dortmund: Das KOSMOS-Buch Friedfische. Stuttgart 2007.